Geht endlich auf einander zu

GEHT ENDLICH AUFEINANDER ZU

Es tut auch gar nicht weh, sondern verleiht allen im Unternehmen Flügel

20 Jahren war ich in allen Unternehmensgrößen unterwegs. Beauftragt, um die Prozesse zu optimieren. Aber es gab immer nur ein großes Problem: Die Kommunikation.

Egal ob im Beruf oder im Privaten: Wir reden zu wenig oder einfach am Thema vorbei. Und dies führt in der Konsequenz immer wieder zu Missverständnissen.

Bei uns im Büro kam regelmäßig die gleiche Situation vor: Damit ich es nicht vergesse, schrieb ich von unterwegs oder abends eine kurze Nachricht mit einer Aufgabe an meine Mitarbeiterin. Ergebnis? Sie konnte nicht starten, weil ich die Hälfte der notwendigen Informationen vergessen hatte. Oder Sie erledigte alles gewissenhaft, aber das Ergebnis war falsch, da sie nicht alle Details hatte. Das war so richtig unnötig, denn ich hatte damit ihre wertvolle Zeit verschwendet.

Immer wieder höre ich bei den jüngeren Mitarbeiter*innen in den Unternehmen, dass sie nicht gerne mündlich (vor allem via Telefon) kommunizieren. Die schriftliche Kommunikation erschwert jedoch unser Leben. Nicht umsonst waren Videokonferenzen zu Covid-19-Zeiten so beliebt.

Und doch kenne ich das auch von mir. Manchmal habe ich einfach keine Lust, jemanden aus den unterschiedlichsten Gründen anzurufen …

Aber ich merke immer wieder, wie gut es ist den Telefonhörer in die Hand zu nehmen. Mit meinen IT-lern habe ich den Deal, dass ich eine kurze E-Mail mit dem Problem versende. Sie

rufen mich dann zurück, wenn sie Zeit haben, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Das spart uns im Ergebnis enorm viel Zeit. Und wenn es wirklich wichtig ist, fassen wir das Wichtigste schriftlich zusammen.

Was ich aber noch viel wichtiger finde, ist, dass wir uns auch im Beruf von unserer menschlichen Seite zeigen. Schließlich verbringen wir hier einen großen Anteil unserer Lebenszeit. Professionalität hat nichts mit einem unnahbaren Arbeits-Ich und einem fühlenden Privat-Ich zu tun. Stattdessen macht eine solche Trennung uns krank. Wir Menschen sind eben keine Roboter.

Bei einem Kunden, verboten sich die Mitarbeiter gegenseitig sich über persönliche Dinge zu unterhalten. Eine Freundin arbeitet in einem Konzern, in dem sie sich mit Kollegen duzen muss, aber keine Freundschaften schließen geschweige denn sich privat treffen darf. Wie perfide ist das denn bitte?

Genau diese Umstände beflügeln das politische Taktieren und die Ellenbogenmentalität in Unternehmen. Und dagegen kann man sich als Mensch kaum wehren. Man macht automatisch mit, was zum Burnout oder schlimmerem führt oder man geht. Deswegen auch mein „Abstieg“ vom Konzern über den Mittelstand in die Selbstständigkeit. Ich sitze jetzt mit vier alten Kollegen im „glücklichen Büro“. Spielchen, unter denen wir alle gelitten haben, gibt es hier keine. Wir teilen unsere beruflichen wie privaten Erfolge und Sorgen. Manchmal mögen wir uns auch einfach nicht.

Aber mit all dem fühlen wir uns sehr wohl. Und wenn das Mal nicht der Fall ist, kommt der Spruch „Jetzt bin ich aber gar nicht glücklich!“ Dann reden wir über die Gründe und schaffen sie einfach aus der Welt.

Ich glaube fest daran, dass wir mehr über unsere Beweggründe für unsere Reaktionen sprechen müssen. „Warum boykottierst Du meine Idee? Wie würdest Du es machen? Warum reagierst Du so?“ und so weiter …

Für mich gibt es im Bereich der Kommunikation zwei große Meister: Marshall B. Rosenberg mit „Gewaltfreie Kommunikation“ und Steven R. Covey mit „Die 7 Wegen zur Effektivität“. Ich selbst bin da auch noch blutiger Anfänger. Aber ich übe mich immer wieder darin – vor allem, wenn ich es Mal wieder so richtig vermasselt habe.

In all meinen Projekten bin ich immer dann erfolgreich, wenn ich als Externe den Zugang zu den Mitarbeitern gewinnen kann. Und das geht nur, indem ich mich persönlich zeige. Dazu gehört auch meine Schwächen zuzugeben, den Menschen mit wahrem Interesse zuzuhören und ihnen Verständnis entgegenzubringen.

Dieses Geheimrezept sollten Führungskräfte wie Mitarbeiter (!) in ihre Arbeit einfließen lassen.

„Zeige Dich als Mensch, der Stärken & Schwächen hat und Du wirst als echte*r Leader*in wahrgenommen.“

Anne von Brockhausen